Skype- oder WhatsApp-Anrufe ersetzen nicht das klassische Telefon

OTT-Studie

n einer repräsentativen Studie haben Prof. Dr. Anna Schneider, Wirtschaftspsychologin an der Hochschule Fresenius Köln, und Dr. René Arnold vom Wissenschaftlichen Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste GmbH das Konsumentenverhalten in Bezug auf Over-the-Top (OTT)-Dienste deutschlandweit untersucht. Dazu haben sie in der dritten Erhebungswelle über 2.000 Konsumenten befragt. Die Ergebnisse zeigen: Klassische Kommunikationsdienste werden weiterhin genutzt. Zudem setzen Konsumenten die technischen Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der verschiedenen Dienste ganz bewusst ein. Dies ist vor dem Hintergrund der aktuellen Forderungen nach Interoperabilität besonders bedeutsam.

Nachrichten schreiben, Bilder oder Videos versenden: Kommunikation via WhatsApp, Facebook Messenger, Instagram oder Threema liegt nach wie vor im Trend. So wurden bereits 2015 über die Hälfte aller Nachrichten über verschiedene OTT-Dienste gesendet und etwa ein Fünftel der Anrufe über diese Anbieter getätigt. Während sich die Anteile im Jahr 2016 nur leicht veränderten, gab es im Jahr 2017 einen sprunghaften Anstieg der Relevanz von OTT-Diensten für die Kommunikation der Deutschen: Rund drei Viertel der Nachrichten und gut ein Viertel der Anrufe entfielen auf WhatsApp und Co. Doch viele OTT-Leistungen unterliegen nicht der gleichen gesetzlichen Regulierung wie jene der Telekommunikationsanbieter. Beispielsweise wird das Thema Interoperabilität – die Interaktion von Diensten untereinander – aktuell diskutiert. Doch wäre eine derartige Regulierung aus Konsumentensicht überhaupt sinnvoll und gewünscht? Und sehen die Prognosen für die klassischen Telekommunikationsdienste (TK-Dienste) tatsächlich so düster aus wie es zunächst scheint? Auf diese und weitere Fragen gibt die vorliegende Studie Antworten.

Die Ergebnisse zeigen: Obwohl ein immer größerer Teil der Kommunikation in Deutschland auf WhatsApp, Facebook Messenger oder iMessage entfällt, verwenden fast alle Konsumenten weiterhin auch TK-Dienste wie das Telefon. Ebenso wird deutlich, dass Konsumenten bei weitem nicht nur auf einen OTT-Dienst setzen, sondern drei bis vier solcher Dienste parallel nutzen. Dabei erfüllen die Kommunikationsdienste ganz unterschiedliche Bedürfnisse auf Seiten der Konsumenten. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Konsumenten nicht nur bewusst entscheiden, ob sie in der jeweiligen Situation per Bild, Text oder Sprachnachricht kommunizieren wollen, sondern auch, dass darüberhinausgehende Informationen wie der ‚Zuletzt-online-Status‘ längst Teil bewusster Kommunikation geworden sind“, so Schneider. Zudem zeige sich, dass die technischen Grenzen zwischen den einzelnen Diensten mitnichten als Nachteil wahrgenommen werden, „vielmehr sorgt es für blankes Entsetzen, wenn sich Verbraucher vorstellen, dass sie womöglich eine WhatsApp-Nachricht vom frisch gewischten Tinder-Kontakt erhalten könnten. Die Bedürfnisse der Verbraucher sollten dringend in die Überlegungen hinsichtlich der anstehenden Regulierungspolitik einbezogen werden”, erklärt die Psychologin.

Schlaflos wegen Handy?

Neue Displays könnten Abhilfe schaffen

Das von Mobiltelefonen ausgehende blaugrüne Farblicht kann bekanntlich beim Einschlafen stören. Dieses Licht lässt sich nun mittels einer neuen Technologie so verändern, dass wir leichter in den wohlverdienten Schlaf sinken können, wie Forschende der Universitäten Basel und Manchester im Fachmagazin «Sleep» berichten.

Kontrolliertes Blaugrün: Links herkömmliches Display mit den Grundfarben Rot, Grün und Blau, rechts neu entwickeltes Display mit der vierten Farbe Cyan.
Rob Lucas, Universität Manchester
Das Team um Prof. Rob Lucas und Dr. Annette Allen von der Universität Manchester sowie um Prof. Christian Cajochen von der Universität Basel haben eine Technologie entwickelt, welche die Displays von Fernsehern, Smartphones, Projektoren, Bildschirmen und Tablets revolutionieren könnte. Damit wäre es für Nachtarbeiter an einem Computer möglich, länger wach zu bleiben – oder aber Handy-fixierten Jugendlichen könnte geholfen werden, besser einzuschlafen.

Blaugrünes Licht regulierbar

Das neue Gerät, das die Forschenden als «melanopisches Display» bezeichnen, ermöglicht es dem Anwender, die Menge an blaugrünem Licht (Cyan) zu kontrollieren. Damit lässt sich gleichzeitig auch das visuelle Erscheinungsbild von Bildschirmen verbessern. Die Technologie wurde mit einem Projektor getestet, den die Forschenden so angepasst haben, dass sie die Menge an Cyanlicht in den Bildern regulieren konnten, ohne die übrigen Farben zu verändern. Möglich wäre die Anwendung auf allen herkömmlichen Display-Typen.

Ein herkömmliches Display beruht jeweils auf den Grundfarben Rot, Grün und Blau, die mit den drei Typen von Lichtrezeptoren der Nervenzellen im menschlichen Auge übereinstimmen. Die Forschenden fügten bei dem neuen Gerät nun als vierte «Primärfarbe» Cyan hinzu, die auf die sogenannten Melanopsin-Zellen im Auge wirkt, welche normalerweise tagsüber Licht wahrnehmen.

Bewertung und Speichelproben

Wenn das Cyanlicht stärker eingestellt war, fühlten sich die elf Teilnehmer der Studie wacher – und wenn es vermindert wurde, waren sie schläfriger. Die Probanden hatten sich einen Film anzusehen, der einmal mit und einmal ohne Cyan produziert wurde. Danach mussten sie bewerten, wie schläfrig sie sich jeweils fühlten. Zudem wurde ihnen Speichelproben zur Messung ihres Melatoninspiegels genommen, wobei bei den Filmen ohne Cyan die Messwerte höher lagen. «Das Hormon Melatonin wird von einer bestimmten Hirnregion, der Zirbeldrüse, produziert, wenn wir abends Dunkelheit wahrnehmen und uns langsam schläfriger fühlen», sagt Christian Cajochen.

«Dieses Ergebnis ist wichtig, da die Regulierung der Exposition gegenüber Cyanlicht beeinflussen kann, wie schläfrig wir uns fühlen», erläutert Rob Lucas die vom Europäischen Forschungsrat finanzierte Studie. «Zudem können wir dieses Wissen nutzen, um die Herstellung von visuellen Displays zu verbessern.» Mitautorin Annette Allen fügt an: «Das neue Displaydesign könnte sogar noch mehr Nutzen haben, denn Bilder mit dieser Technologie wirken ansprechender – ganz ähnlich wie das Salz in der Suppe, die uns ohne weniger schmecken würde.»

Bipolare Störung: Therapiehilfe per Smartphone

Menschen, die unter einer Bipolaren Störung leiden, erleben einen episodischen Wechsel zwischen depressiven Phasen, ausgeglichenem Befinden und manischen Episoden. Damit Ärzte künftig erste Anzeichen frühzeitig erkennen und diesen präventiv begegnen können, erproben Mediziner der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden seit Januar 2017 im Rahmen einer Studie den Einsatz einer Smartphone-App. Dazu wird die Monitoring-App „MovisensXS“ auf den Smartphones der Patienten installiert, um Nutzungsdaten des Telefons wie etwa die Anzahl der getätigten Anrufe, verschickten Nachrichten oder der getätigten Schritte an die Ärzte zu übermitteln.

Über- oder unterschreitet die Smartphone-Nutzung das für den Patienten gewöhnliche Maß, gilt dies als Alarmzeichen für eine möglicherweise bevorstehende manische beziehungsweise depressive Phase. Das Smartphone wird für die Patienten so zu einem zusätzlichen Schutzfaktor, da der behandelnde Arzt bei auffälligen Werten automatisch informiert wird und Kontakt zu seinem Patienten aufnehmen kann. Interessierten Patienten stehen derzeit noch 139 Studienplätze zur Verfügung.

„Bisher wissen wir nicht genau, wie eine Bipolare Störung entsteht“, erklärt Privatdozent Dr. Emanuel Severus, Leitender Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und Leiter der Studie. „Fest steht jedoch, dass sich bei der Bipolaren Störung die Botenstoffe des Gehirns im Ungleichgewicht befinden. Außerdem gibt es genetische Prädispositionen, die die Wahrscheinlichkeit zu erkranken begünstigen.“ Bipolar erkrankte Patienten leiden abwechselnd unter Phasen von Depression, ausgeglichener Stimmung sowie manischen Zuständen. Während die depressive Episode durch ein Gefühl tiefer Traurigkeit, zuweilen auch Gefühllosigkeit und Inaktivität gekennzeichnet ist, führt die manische Episode zu einem Hochgefühl, gepaart mit vermehrter Energie und teils risikofreudigem Verhalten. „Die Manie ist ein toller Zustand: Man weiß alles, kann alles und hat ein enormes Selbstwertgefühl“, erklärt die 27-jährige Franziska*, die vor zwei Jahren an der Bipolaren Störung erkrankte. Nach einer ersten depressiven Phase entwickelte sich eine von ihr unbemerkte Manie, die gravierende Folgen hatte: „Nachdem meine Depression vergangen war, wurde ich wieder aktiver. Ich lernte viel fürs Studium und schrieb tolle Noten, ich übernahm den Vorsitz einer Studenteninitiative und suchte mir einen Verlag, um ein Buch zu veröffentlichen, das ich schreiben wollte. Dass ich immer unruhiger wurde, fiel mir dabei gar nicht auf.“ Schließlich verstärkte sich die Manie derart, dass Franziska* sogar Wahnvorstellungen entwickelte. Erst nach einer stationären Aufnahme in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie gelang es den behandelnden Ärzten mit einer medikamentösen Therapie ein Gleichgewicht zwischen den Polen der Manie und Depression herzustellen.

Das Smartphone als Frühwarneinrichtung

„In der Regel erkranken viele Patienten wie Franziska* erstmalig zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr“, erklärt PD Dr. Severus. „Neben medikamentöser Therapie und einer fortlaufenden ambulanten Psychotherapie ist es für die Betroffenen wichtig, die eigenen Stressoren zu kennen, die die Entwicklung einer Depression beziehungsweise Manie auslösen können. Auf diese Weise können die Patienten über ihr eigenes Verhalten selbst Prophylaxe betreiben. Außerdem ist ein intaktes soziales Umfeld sehr wichtig – nicht zuletzt um Krankheitssymptome der bipolaren Störung frühzeitig detektieren zu können.“ Um neue Episoden künftig noch frühzeitiger zu erkennen, bieten die Mediziner des Uniklinikums ihren Patienten die Teilnahme an der Studie „Ambulantes Monitoring mittels Smartphone bei Patienten mit einer Bipolaren Störung“ an. Dabei wird auf den Smartphones der Nutzer die App „MovisensXS“ installiert. Diese zeichnet fortlaufend die Nutzungsdaten des Studienteilnehmers auf und gleicht diese mit einem im Vorfeld für den Patienten als gewöhnliche Nutzung klassigizierten individuellen Profil ab. Gibt es in mindestens zwei Bereichen Auffälligkeiten – etwa weil der Patient erheblich mehr Schritte als gewöhnlich macht oder außergewöhnlich viele Nachrichten verschickt – erhält der behandelnde Arzt eine E-Mail, die ihn auf die Auffälligkeit aufmerksam macht. Für Ausnahmesituationen können Patienten einen sogenannten „Urlaubsmodus“ aktivieren, der die App pausiert. „Die App könnte einen Schutzfaktor für unsere Patienten darstellen. Neben den Terminen in der Klinik könnte nun auch ein durch verändertes Smartphone-Verhalten automatisch generiertes Warnsignal zusätzliche Sicherheit bieten. Wie zuverlässig sich beginnende depressive oder manische Episoden letztlich ermitteln und abfangen lassen, werden aber erst die Ergebnisse der Studie zeigen“, erklärt Fabrice Beier, der als Studienarzt die Patienten im Rahmen der Studie betreut.

Gemeinsam mit Unikliniken in Berlin, Frankfurt, Bochum, Tübingen und Hamburg-Eppendorf sowie den Ruppiner Kliniken sollen deutschlandweit insgesamt 180 Patienten in die Studie hinsichtlich der Wirksamkeit der Monitoring-App eingeschlossen werden. Von den Ergebnissen wird abhängig sein, ob das in der Studie untersuchte Frühwarnsystem für manische oder depressive Episoden langfristiges Potential für die reguläre Krankenversorgung aufweist. Von den bisher 41 Patienten sind allein 24 im Uniklinikum Dresden in Behandlung. Die Teilnahme der Patienten ist auf 21 Monate ausgelegt. Teilnehmer sollten über 18 Jahre alt sein und mehr als drei Krankheitsepisoden in den vergangenen fünf Jahren erlitten haben – davon mindestens eine manische Episode – sowie zur Nutzung eines Smartphones bereit sein. Für ihre Teilnahme erhalten die Probanden eine monatliche Aufwandsentschädigung, die etwa die Aufstockung des mobilen Datenvolumens auf mindestens 500 MB/Monat abdecken soll.

Wearables und Gesundheits-Apps führen nicht zu einem besseren Gesundheitswissen

Fresenuis-Studie

In einer empirischen Arbeit der Hochschule Fresenius, Fachbereich Wirtschaft & Medien, wurde untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen Wearables oder Gesundheits-Apps und einem besseren Wissen über Gesundheit gibt. Dazu befragten Kölner Studierende des Studiengangs Management und Ökonomie im Gesundheitswesen (B.A.) im Rahmen einer Projektarbeit über 500 Personen.

Der Sommer naht. Für viele Menschen beginnt nun auch die Zeit, mehr Sport zu treiben und den Winterspeck abzutrainieren. Um die Motivation zu steigern oder den sportlichen Erfolg zu messen, werden immer häufiger Fitnessarmbänder, sogenannte Wearables, verwendet. Mithilfe dieser Armbänder lassen sich Schritte zählen, der Puls oder der Schlafrhythmus aufzeichnen. Laut aktueller Studien werden Wearables und Gesundheits-Apps von etwa jedem dritten Bürger genutzt – Tendenz steigend.

In einer Studie der Studierenden Laura Wagner, Kim Stephan, Natalie Neufer und Yannick Michels des Studiengangs Management und Ökonomie im Gesundheitswesen (B.A.) der Hochschule Fresenius in Köln wurde untersucht, ob Wearables nur ein Mode-Gag sind oder vielmehr Ausdruck eines sich verändernden Umgangs mit und Verständnisses von Gesundheit. Dazu wurden über 500 Personen online befragt. Die Ergebnisse bestätigen frühere Studien, dass die Nutzer von Wearables sich eher gesundheitsbewusst verhalten, also sportlich aktiver sind und auch stärker auf eine ausgewogene Ernährung achten, als Personen, die keine Fitnesstracker verwenden. Die Nutzer gaben auch mehrheitlich an, dass sich ihr Gesundheitsverhalten deutlich verbessert hat, seitdem sie ein Wearable nutzen. Frauen waren häufiger von den positiven Effekten der Wearables überzeugt als Männer. Trotz des Erfolges blieben die Nutzer offenbar nach wie vor motiviert. Sie hatten weiterhin vor, noch mehr Sport zu treiben und auf ihre Gesundheit zu achten, als Nicht-Nutzer, die eher mit ihrem Gesundheitszustand zufrieden waren.

„Erstaunlich ist jedoch, dass Träger von Wearables – obwohl sie Daten und Informationen als Grundlage für ihr Gesundheitsverhalten nutzen – nicht generell über mehr Gesundheitswissen verfügen“, erklärt Prof. Dr. Thomas Teyke, Studiendekan an der Hochschule Fresenius und Verantwortlicher der Studie. „Nutzer kennen zwar häufiger ihren Blutdruck, aber Blutzucker- und Cholesterinwerte sind nur etwa jedem fünften Nutzer bekannt, und damit nicht häufiger als den Nicht-Nutzern.“ Besonders schlecht schneiden Personen ab, wenn sie nach Krankheitsrisiken befragt werden: Weniger als jeder sechste Befragte kennt die Hauptrisiken für Herz-Kreislauferkrankungen und weniger als jeder Zehnte kennt die Risiken für die Entstehung von Lungenkrebs – unabhängig davon, ob sie ein Wearable tragen oder nicht. „Die Studie zeigt, dass die Kenntnis über gesundheitliche Risikofaktoren generell schlecht ausgeprägt ist. Aber auch die neue Affinität zu Daten durch Nutzung von Wearables und Gesundheits-Apps muss nicht zwangsläufig als Ausdruck eines sich wandelnden Umgangs und Verständnisses von Gesundheit gewertet werden“, so der Gesundheitsökonom.

Foto: Apple Watch, fancycrave1, CC0

„Au“ killt Apple

74 Millionen Menschen in Indien sprechen Telugu. Fast so viele wie Deutschland Einwohner hat. Nun sind US-Handys in Indien nicht so der Renner, den Markt beherrschen Huawei und Xioame. Aber Apple -User dürften sich ganz besonders freuen:

Dieses Symbol, es entspricht in etwa dem deutschen „au“ oder dem englischen „aw“ killt Apple-Geräte.  Die italienische Seite mobileworld.it berichtete zuerst.

Foto: Kurmanatha Temple – Sreekurmam- Srikakulam -Andhrapradesh, విశ్వనాధ్.బి.కె., Attribution-Share Alike 4.0 International

 

Es betrifft iOS, watchOS und Desktop-Anwendungen.  Also die ganze Familie ist in Gefahr zu freezen, wenn Du das Zeichen in Anwendungen wie whatsapp eingibst.

Drohnen lernen von Autos und Velos das autonome Navigieren

Der von UZH-Forschenden entwickelte Algorithmus DroNet ermöglicht Drohnen, völlig selbstständig entlang der Strassen einer Stadt und in Gebäuden zu fliegen. Dazu musste der Algorithmus Verkehrsregeln und Fahrbeispiele von Rad- und Autofahrern lernen.

Für die Navigation nutzen kommerzielle Drohnen GPS, was in grosser Höhe gut funktioniert. Doch was passiert, wenn die Drohnen selbstständig zwischen Gebäuden oder im dichten Strassennetz fliegen müssen, wo Radfahrer und Fussgänger plötzlich ihren Weg kreuzen können? Bisher waren kommerzielle Drohnen nicht in der Lage, schnell auf solche unvorhergesehenen Ereignisse zu reagieren.

DroNet erkennt statische und dynamische Hindernisse

Forschende der Universität Zürich und des nationalen Forschungskompetenzzentrums NCCR Robotics haben nun den Algorithmus DroNet entwickelt, der Drohnen sicher durch die Strassen einer Stadt lenken kann. Dieser wurde als schnelles Residualnetzwerk mit acht Ebenen aufgebaut und erzeugt für jedes Eingangsbild zwei Outputs: einen für die Navigation, um Hindernisse zu umfliegen, und einen für die Kollisionswahrscheinlichkeit, um gefährliche Situationen zu erkennen und darauf reagieren zu können. «DroNet erkennt statische sowie dynamische Hindernisse und reduziert das Tempo, um Zusammenstösse zu vermeiden. Mit diesem Algorithmus sind wir dem Ziel einen Schritt nähergekommen, selbstständig navigierende Drohnen in unseren Alltag zu integrieren», erklärt Davide Scaramuzza, Professor für Robotik und Wahrnehmung der Univer-sität Zürich.

Leistungsstarker Algorithmus für künstliche Intelligenz

Anstatt sich auf komplizierte Sensoren zu verlassen, nutzt die Drohne der Schweizer Forscher eine normale Kamera wie die eines Smartphones und einen sehr leistungsstarken Algorithmus für künstliche Intelligenz, um die beobachteten Situationen auszuwerten. Dieser Algorithmus besteht aus einem sogenannten «Deep Neural Network». «Dieser Computeralgorithmus lernt, komplexe Aufgaben anhand von zahlreichen Trainingsbeispielen zu lösen. Er zeigt der Drohne, wie sie bestimmte Aufgaben und schwierige Situationen löst. Das ist ähnlich wie bei Kindern, die von ihren Eltern oder Lehrern lernen», erklärt Prof. Scaramuzza.

Autos und Fahrräder sind die Lehrer der Drohnen

Eine der grössten Herausforderungen des «Deep Learning» ist es, mehrere tausend solcher Trainingsbeispiele zu sammeln. Um ausreichend Daten zu erfassen, haben Prof. Scaramuzza Fahrten von Autos und Fahrrädern gesammelt, die in städtische Umgebungen navigierten und die Verkehrsregeln respektierten. Durch Imitieren hat die Drohne automatisch gelernt, diese Regeln einzuhalten, wie zum Beispiel «Wie folge ich der Strasse, ohne in den Gegenverkehr zu geraten» oder «Wie halte ich an, wenn Hindernisse wie Fussgänger, Baustellen oder andere Fahrzeuge meinen Weg blockieren». Die Forscher konnten zudem zeigen, dass ihre Drohne nicht nur durch Strassen navigieren konnte, sondern sich auch in komplett ande-ren Umgebungen zurechtfand, für die sie nie trainiert wurde – so etwa in Gebäuden wie Parkhäusern oder Bürofluren.

In Richtung vollautonomer Drohnen

Die Studie zeigt ein Potenzial von Drohneneinsätzen für Überwachungsaufgaben oder Paketlieferungen in belebter Umgebung sowie für Rettungseinsätze bei städtischen Katastrophen auf. Das Forschungsteam warnt jedoch von übertriebenen Erwartung, was leichte, günstige Drohnen können. «Es müssen noch viele technologische Probleme gelöst werden, bevor die ehrgeizigsten Anwendungen Realität werden können», erklärt Doktorand Antonio Loquercio.

Dynamische Zertifikate machen Cloud-Anbieter sicherer

Die Menge der digitalen Daten, die Unternehmen produzieren und speichern, wächst. Die Cloud-Technologie bietet eine bequeme Lösung: IT-Dienstleister stellen Speicherplatz oder Software zur Verfügung, so dass Daten dezentral gespeichert werden. Doch wie können Unternehmen sicher sein, dass die Daten vor fremden Zugriffen geschützt sind und nicht gelöscht werden? Forscherinnen und Forscher der Technischen Universität München (TUM) haben sich mit dieser Frage beschäftigt und ein Modell entwickelt, mit dem Anbieter verlässlich überprüft und zertifiziert werden können.

Mit neuen dynamischen Zertifikaten wollen die Wissenschaftler des NGCert-Konsortiums Cloud-Anbieter sicherer machen. (Bild: H. Krcmar, C. Eckert, A. Roßnagel, A. Sunyaev, M. Wiesche)
Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen ist es oft schwierig bei den vielen kleineren Cloud-Dienstleistern einen sicheren und zuverlässigen Anbieter zu finden. In Gesprächen mit etwa 100 IT-Spezialisten aus solchen Unternehmen haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TUM unter Leitung von Prof. Helmut Krcmar, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik, eine Lösung für dieses Problem erarbeitet. Zusammen mit sechs weiteren Partnern entwickelten sie im Rahmen des Konsortiums „Next Generation Certification“ (NGCert) ein neues dynamisches Zertifizierungssystem für Cloud-Services.

Cloud-Zertifikate müssen flexibel sein

Es gibt zwar schon jetzt Qualitätssiegel, so genannte Zertifikate, welche die Sicherheit der gespeicherten Daten garantieren sollen. Sie werden unter anderem vom TÜV ausgestellt und prüfen bestimmte Anforderungen zum Beispiel gesetzliche Vorschriften, die ein Anbieter für seine Kunden erfüllen muss. Die Qualitätssiegel werden allerdings häufig für ein bis drei Jahre bewilligt – mit nur einmaliger Prüfung.

Das Hauptproblem, erklärt Helmut Krcmar, seien genau solche statischen Zertifikate. „Zertifikate verlieren sehr viel schneller ihre Aktualität als nach ein bis drei Jahren und damit auch ihre Sicherheit. Wir brauchen dynamische Systeme, die ständig über den Zeitraum ihrer Gültigkeit geprüft werden können. Wir haben jetzt erstmals ein Modell entwickelt, wie das organisatorisch und technisch möglich ist.“ Bei den befragten Unternehmen zeigte sich, dass die Einführung solcher dynamischer Qualitätssiegel das Vertrauen der Unternehmen in Clouds deutlich steigern kann und sie dann die Technik leichter einsetzen können.

Sichere Speicherung in Deutschland

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiteten in Zusammenarbeit mit Firmen und Cloud-Services wichtige Kriterien heraus, die solche neuen dynamischen Zertifikate erfüllen müssen. Für Dreiviertel der befragten Firmen standen vor allem die Datensicherheit und der Datenschutz an oberster Stelle. Häufig werden vertrauliche Personaldaten in der Cloud gespeichert. Rechtlich behalten die Firmen die Verantwortung für ihre Daten und nicht der Cloud-Dienstleiser. Deshalb ist es wichtig, dass die Daten zuverlässig in Deutschland gespeichert werden, wo strenge Datenschutzgesetze gelten.

Diese Ansicht vertritt auch das Team von refixo. Für unsere refixo Repaircloud, eine PoS-Software für Werkstätten und Reparaturbetriebe, haben wir deutsche Server gebucht. Wesentliches Element des Tools ist eine Kundenverwaltung der Werkstätten. Und die muss aus Sicht aller Beteiligten, Kunden, Reparaturbetriebe, Cloudbetreiber und Softwareschmiede absolut sicher sein.

Aus diesem Grund entwickelten die NGCert-Projektpartner Programme als Teil der Zertifikate, die den Standort der Rechner des Cloud-Anbieters ständig überprüfen, was als Geolokation bezeichnet wird. Die Software testet alle Wege der Datenpakete, die vom Unternehmen bis zum Cloud-Anbieter geschickt werden. Sie sind charakteristisch wie Fingerabdrücke. Verändern sie sich, ist das ein Zeichen dafür, dass die Datenverarbeitung in einer anderen Region stattfindet und möglicherweise Rechner im Ausland genutzt werden.

Legal und unabhängig

Ein weiteres Kriterium ist die so genannte Rechtssicherheit der Cloud-Services. Gesetze zum Datenschutz und zur Datensicherheit können sich immer wieder ändern, beispielsweise wie lange Zugriffsdaten gespeichert werden müssen. Ein Zertifikat, was einmal ausgestellt wird, kann auf solche Änderungen nicht reagieren. „Unsere Idee der dynamischen Zertifikate kann auch diese Problematik lösen. Es gibt viele einzelne Software-Komponenten, die unabhängig voneinander und auch nach Erstausstellung des Zertifikats ständig verändert werden können – so genannte Module.“, sagt Krcmar.

Zudem soll das prüfende System unabhängig vom eigentlichen Cloud-Anbieter sein und als eigenständiges, objektives System angeboten werden, so der Wunsch der Unternehmen. Dann lässt sich ein Missbrauch von ungültigen oder abgelaufenen Qualitätssiegeln eindämmen. Das Team um Prof. Krcmar entwickelte auch schon erste Ideen für Geschäftsmodelle für solche unabhängigen Zertifizierungsdienste.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben eine Zusammenfassung ihrer Ergebnisse in dem Abschlussband “Management sicherer Cloud-Services” veröffentlicht, das im Dezember 2017 erschienen ist. Künftig wollen die Forscherinnen und Forscher ihre Ergebnisse auch auf den Konsumentenmarkt ausweiten, um das Vertrauen in Cloud-Dienste und ähnliche Bereiche wie „eCommerce“ oder „Location Based Services“ zu stärken.

Alphonso gar nicht nett

Der nächste Spionage-Skandal in Deinem Wohnzimmer. Jedenfalls, falls dort Dein Fernseher steht.

Die US-Zeitung New York Times berichtet in ihrer Online-Ausgabe, sie hätte mehr als 250 Spiele im Google Play Store identifiziert, die über Software aus dem Hause Alphonso Inc. verfügen. Das wäre nicht schlimm, würde Alphonso nicht mit diesen Spielen tracken, welche Filme Du gerade siehst.

Das Spiel greift dauerhaft und standardisiert auf Dein Mikro zu und wartet darauf, dass es einen Schnipsel auffängt, von dem ihm vorher gesagt wurde, dass es bei Erkennen Big Data informieren soll.

Deine Internetverbindung und Deine Speicherkapazität werden also dauernd benutzt, um den Spielen neue Aufträge zu erteilen. Interessant ist, dass vermutlich deutsche Fernsehsender nicht in dieser Weise spionieren, es also nicht mal Sinn macht, Dein Handy vollzumüllen.

Bist Du das oder ist das Mama?

Noch viel spannender ist, dass Sender einen Spion in Dein Wohnzimmer setzen. Du guckst eher Fox News und bist Trump-Fan? Du schaust eher CNN und giltst als potentieller Demokratenwähler? Du bist erst sieben und schaust lieber Kim Possible während … warte ich komm drauf, ob das Mama oder Papa ist … abends Kimmy Granger läuft? Und das geht wen etwas an?

Gut, Alphonso will die Spiele-App-Bastler darauf hinweisen, dass Kinder nicht getrackt werden dürfen. Die Spielehersteller sagen Dir in den AGBs auch, dass das passieren könnte. Nicht akzeptieren heißt, Du spielst wieder Mensch-ärger-Dich-nicht. Akzeptieren heißt, Du lässt Dich tracken. Was für eine Auswahl.

Alphonsos Anfänge lagen übrigens darin, die Werbepausen mit Werbung zu füllen. Du kennst das. Der Film bricht an der unpassendsten Stelle ab, gleich wird die Heldin geköpft und Du kriegst erst mal Konsumhinweise für ein Hautpflegemittel. Willst Du nicht wissen, also greifst Du zum Handy.

Das weiß aber, dass Du gerade nicht auf die Glotze glotzt und, je nach Land, Vertrag und App, zeigt Dir zunächst einen Konsumhinweis für extrascharfe Rasierer.

Fast könnte man meinen, all die schöne Technik hätten sie gar nicht für den Enduser gemacht.

Zukunftsbremse Seniorenbildung

Bleiben 20 Millionen ältere Menschen bei der Digitalisierung außen vor?

warum das Ding mit der Telemedizin, der Onlinebehörden und den digiutalen Haushalten in Deutschland wieder zu spät durchschlägt? Weil die Gruppe mit der meisten Kohle zu wenig Plan hat, die Chancen zu nutzen. Wir brauchen es nicht idiotensicher, seniorensicher reicht.

Die Alterslücke wird nicht kleiner

Der Bremer Informatikprofessor Herbert Kubicek legt neue Forschungsergebnisse zur Alterslücke und einen Masterplan vor. In einem gerade zusammen mit Barbara Lippa veröffentlichten Buch erinnert er an die Tatsache, dass sehr viel weniger ältere Menschen als jüngere das Internet nutzen und rechnet vor, dass von den über 70-Jährigen in absoluten Zahlen mehr als 10 Millionen das Internet noch nie genutzt haben. Besorgniserregend sei dabei, dass sich der Abstand zwischen den Nutzungsquoten der Jungen und Alten, die sogenannte Alterslücke, seit 2001 in dieser Altersgruppe nicht verringert hat. Bisherige Maßnahmen haben also offensichtlich nicht die erhoffte Wirkung erzielt.

Senioren erfüllen sich ihre eignen Erwartungen nicht

Noch problematischer ist jedoch ein Ergebnis der von Kubicek geleiteten Studie der Stiftung Digitale Chancen in Kooperation mit Telefónica Deutschland „Nutzung und Nutzen des Internets im Alter“: Rund 400 Seniorinnen und Senioren konnten über Seniorentreffs und Begegnungsstätten für acht Wochen einen Tablet-PC ausleihen und ein Begleitangebot nutzen.

Der klassische Omaspruch: Von Nichts kommt nichts.

Sie wurden zu Beginn nach ihren Erwartungen und am Ende der Ausleihzeit zur tatsächlichen Nutzung befragt. Viele hatten erwartet, dass Ihnen die Tabletnutzung Wege erspare und sie auch länger selbständig bleiben könnten. Aber nur weniger als ein Viertel der Teilnehmenden hat dann tatsächlich online eingekauft oder andere Transaktionen vorgenommen. Die Autoren sprechen von höherschwelligen Anwendungen, die mit zunehmendem Alter seltener genutzt werden, obwohl sie gerade bei abnehmender Mobilität besonders nützlich sein können.

Real 20 Millionen Offliner – ein Viertel der Bevölkerung

Daher ist die Anzahl der älteren Menschen, die ohne gezielte Unterstützung die Chancen der Digitalisierung nicht nutzen können nach Kubicek sehr viel größer als die 10 Millionen Offliner. Sie umfasse auch mindestens 10 Millionen gelegentliche Minimalnutzer. Er ist daher davon überzeugt, die hohen Erwartungen an Entlastungen im Gesundheitsbereich durch Telemedizin und E-Health, würden sich aufgrund fehlender Akzeptanz unter älteren Menschen, ohne geeignete Unterstützungsangebote nicht erfüllen. Die Politik müsse erkennen, dass neben dem Breitbandausbau weitere Maßnahmen erforderlich sind. In den geführten Interviews haben Kubicek und Lippa festgestellt, dass das Haupthindernis ein doppeltes Vertrauensproblem ist. Wo junge Leute unbekümmert nach dem Prinzip Versuch und Irrtum neue Technik ausprobieren, haben ältere Menschen Zweifel, ob sie auftretende Probleme bewältigen können und verzichten im Zweifel auf die Nutzung. Der Hinweis auf Tabletkurse hilft da wenig, weil sie sich auch nicht zutrauen, in einem Kurs die notwendigen Kompetenzen zu erwerben. Die Ängste betreffen die technische Bedienung (Registrieren, sichere Passwörter, die man nicht aufschreiben soll etc.), aber auch die Frage, was bei falscher oder fehlerhafter Lieferung von Waren zu tun ist.

Die Autoren schlagen vor, auf diese Vorbehalte mit ganz anderen Konzepten und Angeboten zu reagieren: Statt Kursen mit heterogenen Gruppen, sollte Coaching in kleinen homogenen Gruppen angeboten werden, mit praktischen Übungen aber auch Hilfestellungen zum rechtlichen Verbraucherschutz. Ergänzend sollten regelmäßige Sprechstunden angeboten werden, wo ältere Menschen auch nach einem Training Hilfe bekommen. Das Buch enthält insgesamt zehn Grundsätze für die altersgerechte Förderung digitaler Kompetenzen.

Kompetenz und Selbstvertrauen kommen mit der Erfahrung

Wer sich die Problemlösung nicht zutraut, kauft sich kein Tablet und macht diese Erfahrungen nicht. Die Autoren sind der Überzeugung, das bundesweit in Kooperation mit Senioreneinrichtungen pilotartig erprobte Leihmodell mit den von Telefónica gestellten Tablets mit SIM-Karte, sei der Schlüssel zur Verringerung der Alterslücke. Die Stiftung Digitale Chancen hat daher einen Masterplan entworfen, der in dem Buch ausführlich erläutert und begründet wird. Die Bundesregierung soll 30.000 Seniorentreffs und 3.000 Seniorenheime mit jeweils 10 Tablet-PCs ausstatten, die diese für drei Monate zusammen mit einem geeigneten Begleitangebot an ihre Besucher bzw. Bewohner ausleihen. So kann in drei Jahren die zehnfache Anzahl an älteren Menschen ohne eigene Investitionen erste Erfahrungen sammeln und Selbstvertrauen gewinnen. Inklusive einem Training der Trainer werden die Kosten für eine solche bundesweite Aktion auf 50 Millionen Euro geschätzt. „Wenn Milliarden für die Schulen versprochen werden, dann sollte der Bundesregierung dieser Betrag für die zunehmende Zahl älterer Menschen Wert sein“. Diese haben Umfragen zufolge das Gefühl, Politik würde ihre Sorgen nicht erst nehmen, sondern vielmehr in Kauf nehmen, dass ihre Generation abgehängt werde, warnt Kubicek und verweist darauf, dass die aktuellen Sondierer die Chance haben, diesen Ängsten entgegenzuwirken.

Temporär geteilt? Nicht nur das Netz vergisst nie.

Bleibende Eindrücke auch bei temporär geteilten Selfies

Auch wenn Inhalte auf Social-Media-Plattformen wie beispielsweise Instagram Stories oder Snapchat nur temporär geteilt werden, sollte man sich gut überlegen, was man posten will. Denn der Eindruck bleibt bestehen, wie eine Studie zeigt.

Wurden Inhalte einmal in sozialen Medien geteilt, dann können sie nur sehr schwer oder gar nicht mehr zurückgenommen werden. Ein feuchtfröhliches Partyfoto, das auf positive Reaktionen in sozialen Medien stösst, wird den Protagonistinnen und Protagonisten Jahre später bei der Stellensuche allenfalls zum Verhängnis. Tatsächlich gaben bei einer in den USA durchgeführten Umfrage 93 Prozent der Personalmanagerinnen und -manager an, Stellensuchende auch nach deren Präsenz auf sozialen Medien zu beurteilen. Was dabei zum Vorschein komme, habe einen direkten Einfluss auf die Anstellungschancen.

Plattformen mit grosser Beliebtheit

Hier kommen „vergängliche“ soziale Medien wie Snapchat oder Instagram Stories, worauf Inhalte nach einer kurzen Zeit automatisch wieder gelöscht werden, wie gerufen. Auf den ersten Blick erscheint die Vergänglichkeit der Daten als Wundermittel, welches dem Drang sich mitzuteilen und der Wahrung der Privatsphäre gleichermassen entgegenkommt. Tatsächlich werden solche Plattformen immer beliebter, was sich in den Nutzerzahlen beispielsweise von Snapchat (150 Millionen) und Instagram Stories (250 Millionen) zeigt. Letztlich können Inhalte, die nicht mehr existieren, uns später nicht mehr zu schaffen machen, so die gängige Meinung.

Oder doch? Eine verhaltenswissenschaftliche Untersuchung von Forschern der Universität Luzern und der Harvard University weist darauf hin, dass auch Vergänglichkeit kein Allheilmittel gegen die Herausforderungen, die soziale Medien mit sich bringen, ist. Erste Eindrücke bleiben lange haften, auch wenn diese falsch sind. Folglich kann etwa ein indiskretes temporär geteiltes Foto einen längerfristig bleibenden negativen Eindruck hinterlassen – über dessen digitalen Lebenszyklus hinaus.

Inhalt ausschlaggebend, nicht Kanal

Zusätzlich fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Betrachterinnen und Betrachter Indiskretionen direkt auf das Urteilsvermögen der Person beziehen, welche das Foto geteilt hat. Sie berücksichtigen dabei nicht, dass das Foto nur kurzzeitig geteilt wurde, was jedoch aus Sicht der Teilenden die Indiskretion entschuldigt. Solche Asymmetrien in der Beurteilung des Verhaltens anderer sind in der Sozialpsychologie bereits hinreichend dokumentiert: Betrachter beziehen das Verhalten von Akteurinnen und Akteuren auf deren Persönlichkeitsmerkmale und nicht auf situative Faktoren; und Akteure genau umgekehrt. Folglich wird der Eindruck, der beim Betrachter des Fotos entsteht, primär vom Inhalt auf dem Foto beeinflusst und weniger davon, auf welcher Plattform das Foto genau geteilt wurde. Diese Asymmetrie stellt eine Herausforderung für die Selbstpräsentation in sozialen Medien dar, vor allem wenn die Teilenden sich dessen nicht bewusst sind. Diese Problematik wird dadurch verstärkt, dass die Vergänglichkeit von Daten das Teilen von sensiblen Inhalten generell noch fördert.

Tipp: „längerfristig überlegen“

Reto Hofstetter, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Luzern und Ko-Autor der Studie „Temporary Sharing Prompts Unrestrained Disclosures that Leave Lasting Negative Impressions“, rät deshalb: „Auch beim Teilen von Inhalten über Snapchat und Instagram Stories sollte man sich den möglichen längerfristigen Konsequenzen bewusst sein.“ Aus der Studie werde ersichtlich, dass der Eindruck beim Betrachter haften bleibe, auch nachdem das Foto nicht mehr verfügbar ist. „Zusätzlich achten die Betrachter weniger darauf, wie geteilt wird – ob auf einer temporären oder einer permanenten Plattform –, sondern vielmehr darauf, was geteilt wird.“ Unangemessene Inhalte würden deshalb nicht automatisch akzeptiert, nur weil diese über Snapchat oder Stories geteilt wurden. „Kurz zusammengefasst: Temporäre Inhalte können permanent in schlechter Erinnerung bleiben.“