Alphonso gar nicht nett

Der nächste Spionage-Skandal in Deinem Wohnzimmer. Jedenfalls, falls dort Dein Fernseher steht.

Die US-Zeitung New York Times berichtet in ihrer Online-Ausgabe, sie hätte mehr als 250 Spiele im Google Play Store identifiziert, die über Software aus dem Hause Alphonso Inc. verfügen. Das wäre nicht schlimm, würde Alphonso nicht mit diesen Spielen tracken, welche Filme Du gerade siehst.

Das Spiel greift dauerhaft und standardisiert auf Dein Mikro zu und wartet darauf, dass es einen Schnipsel auffängt, von dem ihm vorher gesagt wurde, dass es bei Erkennen Big Data informieren soll.

Deine Internetverbindung und Deine Speicherkapazität werden also dauernd benutzt, um den Spielen neue Aufträge zu erteilen. Interessant ist, dass vermutlich deutsche Fernsehsender nicht in dieser Weise spionieren, es also nicht mal Sinn macht, Dein Handy vollzumüllen.

Bist Du das oder ist das Mama?

Noch viel spannender ist, dass Sender einen Spion in Dein Wohnzimmer setzen. Du guckst eher Fox News und bist Trump-Fan? Du schaust eher CNN und giltst als potentieller Demokratenwähler? Du bist erst sieben und schaust lieber Kim Possible während … warte ich komm drauf, ob das Mama oder Papa ist … abends Kimmy Granger läuft? Und das geht wen etwas an?

Gut, Alphonso will die Spiele-App-Bastler darauf hinweisen, dass Kinder nicht getrackt werden dürfen. Die Spielehersteller sagen Dir in den AGBs auch, dass das passieren könnte. Nicht akzeptieren heißt, Du spielst wieder Mensch-ärger-Dich-nicht. Akzeptieren heißt, Du lässt Dich tracken. Was für eine Auswahl.

Alphonsos Anfänge lagen übrigens darin, die Werbepausen mit Werbung zu füllen. Du kennst das. Der Film bricht an der unpassendsten Stelle ab, gleich wird die Heldin geköpft und Du kriegst erst mal Konsumhinweise für ein Hautpflegemittel. Willst Du nicht wissen, also greifst Du zum Handy.

Das weiß aber, dass Du gerade nicht auf die Glotze glotzt und, je nach Land, Vertrag und App, zeigt Dir zunächst einen Konsumhinweis für extrascharfe Rasierer.

Fast könnte man meinen, all die schöne Technik hätten sie gar nicht für den Enduser gemacht.